Wie kommt man eigentlich auf so eine Idee?

 

 

Diese Frage wird mir seit fast zehn Jahren immer wieder gestellt.

Da so viele Menschen mein Projekt »Colourful Art of Football« seit dem 5. Mai 2024 verfolgen, habe ich mich entschlossen, Euch einen tieferen Einblick in meine Tagebücher und Gedankenwelt zu geben.

Ein großer Sprung zurück in die Vergangenheit ins Jahr 2006: Damals präsentierte ich mein bisher aufwendigstes kinetisches Kunstobjekt »Erdsein« zur Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. In der heutigen Zeit entfernen sich die Kontinente und Länder, geprägt durch Politik und Kriege, immer weiter voneinander, obwohl wir alle gemeinsam von diesem Planeten stammen und genau wissen, dass Gewalt niemals ein gutes Ende nimmt. Doch ein Fußballspiel schafft es, Grenzen und Konflikte zu überwinden – und genau diese Philosophie vermittelt das Kunstwerk »Erdsein«.

Erdsein ging um die Welt, und durch Spenden sowie Charity-Projekte konnte vielen Hilfsbedürftigen geholfen werden. Die dabei entstandene Kommunikation inspirierte mich dazu, Begegnungen in meinen Arbeiten intensiver sichtbar zu machen.

 2009 visualisierte ich diese Idee in meinem Projekt »inspire me«. Menschen aus der ganzen Welt schickten mir in einer 4,5-stündigen Live-Performance über einen Livestream Bilder, Texte und Musik. Per Beamer wurden diese Nachrichten auf meine Leinwand projiziert, und ich reagierte kontinuierlich auf diese neuen Nachrichten, indem ich die alten übermalte. So entstand ein Bild durch die weltweite Kommunikation mit Menschen.

Dieses Projekt nutzte die damals modernste Technik, um das Verschmelzen von Gedanken, Gefühlen und Worten verschiedener Menschen darzustellen.

 In meinen sogenannten „Empfindungsphasen“ – so bezeichne ich meine Ausstellungs- und Schaffensphasen – wie »Evolution« 2014 und »Piroetten« 2016, intensivierte ich die Darstellung von Begegnungen und die daraus resultierenden Veränderungen auf meinem Lebensweg.

  

 2015 präsentierte ich auf der Luxe Pack Monaco eine dreitägige Kunstperformance namens »Aqua« und malte live vor Zuschauern aus aller Welt. Dabei entwickelten sich erste Ideen, die neuen Verbindungen zwischen Menschen, Gesprächen und Inspirationen durch ein Projekt sichtbar zu machen. Ich erkannte, dass Kommunikation gleich Farbe bedeutet und jeder Mensch seinen eigenen Farbton in sich trägt, den er an andere weitergibt – wodurch immer wieder neue Farben entstehen. Je intensiver Begegnungen sind, desto farbenfroher und strahlender wird diese Verschmelzung.

 

Der Beginn von Colourful Art of Football

Schon in frühen Jahren begann ich mit Farben zu experimentieren, um zu erkunden, wie sie mit dem eigenen Körper als Stempel auf einem Trägermaterial reagiert und welche neuen Farbtöne daraus entstehen können. Jeder Abdruck erzählt von einem körperlichen Kontakt und hinterlässt Spuren, die die Intensität eines gemeinsamen Moments festhalten.

Ich entwarf Mode und inszenierte fiktive Fashion Shows, bei denen bunte Farben aus Handtaschen auf den Laufsteg flossen und von den Models beim Catwalk verteilt wurden. Diese Farbspuren interpretierte ich als Lebenslinien und erinnerte mich an die ersten Fußballspiel-Analysen aus den 90er Jahren. Damals glaubten Analysten, dass die Distanz, die ein Spieler zurücklegt, ein verlässlicher Indikator für dessen Leistung sei. Die vom Computer und der Kamera generierten Bilder inspirierten mich, das Fußballspiel als Grundlage für „Colourful Art of Football“ zu nutzen.

Es ging darum, Kunst, Philosophie und Praxis für jedermann zugänglich zu machen. Da Handtaschen für dieses Projekt jedoch nicht zweckmäßig gewesen wären – und es sicherlich komisch ausgesehen hätte, wenn Fußballspielerinnen und -spieler mit einem Shopper über das Feld laufen würden –, musste eine neue Idee her.

In den vielen Jahren als Künstler konnte ich glücklicherweise zahlreiche Verbindungen aufbauen. Diese Beziehungen bilden von Anfang an das Fundament für mein Projekt.

Das größte Kunstgemälde der Welt zu erschaffen, ist ein Vorhaben, das immense Arbeit und Disziplin erfordert und nur mit der Unterstützung von Wegbegleitern funktioniert, die meine Philosophie teilen und etwas bewegen möchten, um zu verbessern, was Hilfe benötigt.

Was dann alles passierte, würde hier den Rahmen sprengen. Um ehrlich zu sein, könnte es auch langweilig werden, denn es gab viele Hürden, unerfüllte Versprechen und große Überraschungen, die das Projekt immer wieder mit neuer Energie belebt haben. Nach den ersten gescheiterten Versuchen in den Jahren 2017/18 und 2019/20 schaffte ich die Realisierung mit dem dritten Anlauf 2023/24 – der Rest ist Geschichte.

Anfang 2025 kommt der Dokumentationsfilm in die Kinos, und dort könnt Ihr alles hautnah miterleben.

Danke für Euer Interesse,
Christian

 

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